Was steckt hinter dem Titel der Ausstellung „12 Jahre – 12 Wochen“?
12 Jahre stehen für die Zeit zwischen 1933 – 1945,
12 Wochen sind die Zeit kurz vor der Ankunft der Alliierten und die gleiche Zeitspanne danach.
Trotz der Hitze sind viele geladene Gäste zur Eröffnung unserer Ausstellung in die VHS Dülmen (Alte Sparkasse) gekommen, um sich über Kriegsende und Neuanfang in Dülmen zu informieren.
Die stellvertretene Bürgermeisterin Annette Holtrup hat ein wirklich tolles Grußwort gesprochen. Gerd Jungmann berichtete über die technischen Anforderungen dieses Riesenprojekts, Bernhard Schlafke erzählte von seiner jahrzehntelangen künstlerischen Auseinandersetzung mit dem Thema Krieg und Frieden. Und dann erzählte Jan Schaake aus Enschede über unsere Zusammenarbeit und die Dinge, die wir gemeinsam entdeckt hatten. Da waren für die Dülmener viele Informationen neu. Und die geladenen Gäste blieben länger als wir erwartet hatten, schauten sich die Ausstellungstafeln an, sprachen mit uns und miteinander.
Fotografische Eindrücke von der Eröffnung
rechts: stellv. Bürgermeisterin Annette Holtrup beim Grußwort,
links am Bildrand:Jens Effkemann (Volksbund Deutsche Kriegsgräberfürsorge), Willi Wessels (CDU), Gabriele Sondermann (CDU), Michael Stiels-Glenn (Friedensfreunde), Jan Schaake (Enschede voor vrede), Cäcilia Scholten (EinsA), Roel Dorgelo (Enschede voor vrede), Lena Renkhoff (DülmenPlus).
v.l. Annette Holtrup, Klaus Stegemann (Linke Dülmen), Gabriele Sondermann, Jens Effkemann
Die Macher der Ausstellung: v.l Roel Dorgelo, Jan Schaake, Penelope Glenn, Michael Stiels-Glenn, Gerd Jungmann, Bernhard Schlafke.
Grußwort Annette Holtrup (stellvertr. Bürgermeisterin) zur Eröffnung der Ausstellung „12 Jahre. 12 Wochen“ in der VHS Dülmen
Sehr geehrter Herr Dr. Stiels-Glenn, sehr geehrter Herr Jungmann, verehrte Kolleginnen und Kollegen, verehrte Gäste, im Namen der Stadt Dülmen darf ich Sie heute (bei tropischen Temperaturen) hier in der Alten Sparkasse begrüßen. 12 Jahre, 12 Wochen, 75 Jahre Kriegsende und Neuanfang in Dülmen lautet der Titel dieser Ausstellung, die wir jetzt hier eröffnen. Die Pandemie verhinderte Ihre Ausstellung im vergangenen Frühjahr zum 75. Jahrestag der verheerenden Luftangriffe und der Zerstörung Dülmens. Das geschah bekanntlich am 21. und 22. März 1945. Ihre Friedensinitiative erinnert heute an ein weiteres historisches Datum, an den 22. Juni 1941. Am 22. Juni jährt sich der Überfall der deutschen Wehrmacht auf die ehemalige Sowjetunion zum 80. Mal. Historiker schätzen die Zahl der Opfer in diesem Gebiet auf 27 Millionen Menschen. 27 Millionen Menschen, eine unfassbare Zahl. „Der deutsche Krieg war eine mörderische Barbarei“, sagte heute der Bundespräsident in Berlin in seiner Gedenkansprache. „Niemand hatte in diesem Krieg mehr Opfer zu beklagen als die Völker der damaligen Sowjetunion“. „Wir sollten erinnern, um zu verstehen, wie diese Vergangenheit in der Gegenwart fortwirkt“, forderte Steinmeier. „Nur wer die Spuren der Vergangenheit in der Gegenwart lesen lernt, nur der wird zu einer Zukunft beitragen können, die Kriege vermeidet, Gewaltherrschaft ablehnt und ein friedliches Zusammenleben in Freiheit ermöglicht.“ Für viele Menschen und insbesondere für Jugendliche, für die der Krieg schon lange Geschichte ist, ist es heute zweifellos schwierig, sich das ungeheure Geschehen und die Gräueltaten der NS-Zeit vorzustellen und zu verstehen, wie es dazu gekommen ist. Zeitzeugen gibt es kaum noch, die Erlebtes berichten könnten.
Die Erinnerung an erlittenes Leid und Unrecht, an historische Ereignisse, die das Leben in Deutschland auch heute noch prägen und die die Geschichte wachhalten, ist wichtig. In Dülmen finden daher mehrere immer wieder jährlich stattfindende Gedenkveranstaltungen unterschiedlicher Gruppen statt. Dabei stellt sich auch immer wieder die Frage: Wie erreichen wir dabei die Menschen? Ihre Initiative, eine eher kleine Vereinigung Dülmens, hat in der Kooperation mit der Initiative Enschede voor Vrede sich dieser Herausforderung gestellt und sich intensiv mit dem Geschehenen auseinandergesetzt. Mit den zusammengestellten Bildern, Dokumenten und Texten auf 12 Plakaten, die Sie uns gleich sicherlich noch näher erläutern werden, zeigen Sie uns den Weg der Zerstörung, der Zerstörung Dülmens und das Kriegsende. Die Stadt war ein großer Schutthaufen und das Leben nach dem Krieg in Dülmen war noch weit mehr als 10 Jahre geprägt von den Entbehrungen und dem Wiederaufbau. Sie laden mit dieser Ausstellung ein, sich mit dieser Geschichte auseinander zu setzen, immer auch mit der Frage, was man aus früheren Schrecken und Leiden für die Gegenwart lernen sollte. Unterstützt wurde Ihre Arbeit durch Herrn Dr. Sudmann, unserem Stadtarchivar und der Volkshochschule Frau Dohmen. Vielen Dank an alle Mitwirkenden, vielen Dank an alle, die diese Ausstellung erstellt und ermöglicht haben. Ich wünsche Ihnen viele interessierte Besucher, natürlich auch viele Interessierte zu den Veranstaltungen des Rahmenprogramms dieser Ausstellung. Nutzen wir die Denkanstöße, um gemeinsam allen entgegenzutreten, die Frieden und Demokratie gefährden, denn Krieg kann niemand wirklich wollen.
So sah es die Dülmener Zeitung
Dülmener Zeitung vom 21.06.2021
Zusammenstellung aller Tafeln
Wer hat diese Ausstellung erarbeitet?
Die Friedensfreunde Dülmen e. V. in Kooperation mit Enschede voor Vrede sind keine Heimatvereine oder Geschichts-AGs, sondern Friedensinitiativen, die bei ihrer Erinnerungsarbeit, wie schrecklich Kriege sind und wer unter Kriegen am meisten leidet, immer auch die Frage stellen, ob man aus früheren Schrecken und Leiden für die Gegenwart lernen kann.
Unterstützt hat uns in vielfacher Hinsicht das Stadtarchiv Dülmen, wofür wir dem Stadtarchivar Dr. Stefan Sudmann herzlich danken. Unterstützt wurden wir auch durch Fotos, Daten und Hintergrundinformationen des Bundesarchivs, des Deutschen Historischen Museums (DHM), dessen Webseite https://www.dhm.de/lemo wir jedem Interessierten gern empfehlen. Und weil wir beim Dank sind: Wir danken der Stadt Dülmen, die uns die Alte Sparkasse für diese Ausstellung kostenlos zur Verfügung gestellt hat.
Wozu haben wir diese Ausstellung erarbeitet?
Diese Ausstellung will NICHT ein Geschichtsbuch oder den Geschichtsunterricht in der Schule ersetzen. Diese Ausstellung will auch nicht belehren. Sie will auch nicht Zahlen, Fakten aneinanderreihen.
Wir zeigen auf den Tafeln nicht das, was die Allermeisten aus Filmen, Büchern und Bildern lange kennen. Wir haben Bilder ausgewählt, die wir anderswo nicht gesehen haben. Wir ließen uns beeindrucken von der Wucht der Fotos und von Texten, die uns oft einen dicken Kloß im Hals bescherten.
Die Macher der Ausstellung haben ihr Ziel erreicht, wenn die Besucher im langen Bekannten etwas entdecken, von dem sie noch nichts wussten; wenn sie sich berühren lassen vom Grauen eines Krieges. Das Geschehen in den Märztagen 1945 ist 75 Jahre her – lange Zeit und sie scheinen weit weg zu sein, wie in einer anderen Welt. Aber die Ereignisse haben dennoch in das Leben von Millionen Menschen brutal eingegriffen. Und die Geschichte ist ja keineswegs mit der Befreiung von Krieg und Faschismus beendet: Die Abwürfe von Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki, die Wiederaufrüstung und der Kalte Krieg, die fehlende Entnazifizierung und eine mangelhafte Aufarbeitung der eigenen Geschichte sind nur Stichworte.
Wenn heute wieder Drohungen eine Politik der Diplomatie, wenn das Recht des Stärkeren die Stärke des Rechts ersetzen soll, wenn bei moderneren Waffensystemen mit schnellerer Einsatzzeit die Zeiten zur Vorwarnung und zur Entdeckung technischer Fehler immer kürzer werden, steht die Menschheit jetzt gerade zwei Minuten vor ihrer Vernichtung.
Wir freuen uns, wenn Sie neugierig werden und sich selbst auf eine Entdeckungsreise machen.
Was steckt eigentlich hinter dem Titel der Ausstellung „12 Jahre – 12 Wochen“?
12 Jahre stehen für die Zeit zwischen 1933 – 1945,
12 Wochen sind die Zeit kurz vor der Ankunft der Alliierten und die gleiche Zeitspanne danach.
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