9. November 2017
Micheal-Stiels Glenn, Friedensfreunde Dülmen
Heute Nachmittag um 17 Uhr am alten jüdischen Friedhof in Dülmen: Nach und nach versammeln sich vor dem Gedenkstein etwa 35 Menschen - viele ältere, wenig junge. Auch wenn einige enttäuscht waren; bei einer Vorbereitungszeit von nur vier Tagen ist das für Dülmener Verhältnisse eine vorzeigbare Zahl. 9 Teilnehmer gehören zu den Friedensfreunden, Mitglieder von Grünen, Sozialdemokraten, Gewerkschafter, Lehrer und Schüler - und unsere Bürgermeisterin Frau Stremlau.
Bereits am Morgen hatte es einen Gedenkgang der Hermann-Leeser-Schule zu verschiedenen Orten von Widerstand und Verfolgung gegeben.
Thomas Reinert sprach Worte des Gedenkens und wies auf die Projekte der Hermann-Leeser-Schule hin.
Ortwin Bickhove-Swiderski, DGB-Vorsitzender und Autor des Buchs: "Dülmen unterm Hakenkreuz", berichtete aus historischen Quellen über die Verfolgung der Juden in Dülmen und die Geschehnisse am 9. November.
Er sprach auch von den Tätern - anders als die DZ, die genau deren Namen wegließ: Der Bürgermeister Helms, der selbst den Brand legte und dann der Feuerwehr Löscharbeiten verboten hat, zusammen mit dem Schuldirektor Dr. Anton Schmidt, der am nächsten Tag vor seinen Schülern mit einer verbundenen Hand prahlte, er habe es den Juden gestern Nacht gezeigt.
Bickhove-Swiderski berichtete auch, was mit den Tätern nach der Befreiung 1945 passierte: Viele Freisprüche, wenn überhaupt Gerichtsverfahren eingeleitet wurden, glatte Karrieren wie die von Dr. Anton Schmidt, der weiter Schulleiter sein durfte, der Nazi-Bürgermeister und Brandstifter, der sich in einem vierjährigen Rechtsstreit von der Stadt Dülmen eine Pension erstritt.
Nach einer Gedenkminute endete die Gedenkveranstaltung. Danach verabredeten mehrere Teilnehmer_innen, dass man sich im kommenden Jahr 2018, dem 80. Jahrestag der Novemberpogrome gegen die Juden, wie Ortwin Swiderski-Bickhove vorschlug, früher und besser vorbereitet.
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