Zehn Tage Radurlaub, verbunden mit Friedenspolitik. Wir haben Kriegsmuseen, Soldatenfriedhöfe, Gedenktafeln, kleine und große gesehen, oft neben Schwerpunkten des Militärs.
Samstag, 19. August 2017
Tour in unsere Nachbarländer zu den beiden anderen neuen US-Stationierungsorten
von Penelope Glenn und Michael Stiels-Glenn
Meine Frau und ich starten am Morgen des 19. August zu unserer Tour in die Stationierungsorte der US-Army Depots in Zutendaal (Belgien) und Eygelshoven (Niederlande). Beide Orte liegen dicht bei der Stadt Maastricht. In beiden Städten werden die gleichen Waffen gelagert wie in Dülmen. In beiden Städten gibt es bislang keine örtlichen Friedensgruppen. Wir wollen die dortigen Waffendepots zumindest von außen mit eigenen Augen sehen und fotografieren und wollen versuchen, mit Bürgern, Parteien und Gruppen in beiden Städten ins Gespräch zu kommen, um eine Zusammenarbeit aller neuen US-Stationierungsorte in Mitteleuropa in Gang zu bringen. Wir werden zehn Tage mit unseren Fahrrädern unterwegs sein und dabei 450 - 500 km Weg zurücklegen auf der Route: Enschede - Arnheim - Nijmegen - Venlo - Roermond - Maastricht - Eygelshoven - Zutendaal und zurück vorbei an dem NATO-Fliegerhorst Geilenkirchen (von denen aus die AWACS-Flüge starten) nach Mönchengladbach. Von dort aus wollen wir die Eisenbahn nach Dülmen nehmen.
Sonntag, 20.August 2017
Von Borculo (Provincie Twente, Achterhoek) über Zutphen durch den Nationalpark Veluwezoom nach Arnhem - 69 km
Ein kühler, sehr windiger Tag, aber die meisten Regenschauer gehen vor, neben und hinter uns herunter und wir werden kaum nass. Der Radweg ist zu langen Strecken nicht asphaltiert oder gepflastert, sondern verdichteter Waldboden (Foto) wunderschön und weitab von Autos, aber wenn es zu sandig wird, rutschen die Räder ganz schön. Es ist Sonntag, viele Spaziergänger, Wanderer und natürlich Radfahrer - wir sind ja in den Niederlanden -, aber wir begegnen auch Kutschen, Reitern, mitten im Wald spielen mehrere Gruppen eine Art Boule i. Sand. Die Landschaft ist von Menschen geprägt, Viehweiden, Felder, immer wieder Wälder dazwischen.
Und zum Schluss der Nationalpark, da geht es für holländische Verhältnisse ordentlich bergauf und bergab und es herrscht viel Betrieb. Danach eine lange Bergabfahrt bis direkt in die Arnheimer Stadtmitte vor unser Hotel. Morgen hat das Museum für Krieg und Widerstand geschlossen, das besuchen wir dann Dienstag früh. Hier haben wir nach fast 120 km einen ersten Ruhetag.
Erster Eindruck: Auf Friedenstour sein ist sportliche Betätigung in frischer Luft, macht unglaublich viel Spaß, ist abenteuerlich, wenn wir uns wieder mal verfahren haben und die kleinen Schilder mit den Knoopunten nicht finden. Und wir kommen immer wieder mit Leuten ins Gespräch.
Montag, 21.August 2017
Ruhetag in Arnhem. Viele Museen sind geschlossen, doch unser Reisethema spricht uns von überall an: Hier ein altes Geschütz, das auf die Brücke über den Niederrhein gerichtet ist, dort Gedenktafeln, selbst in der alten Eusebius-Kirche eine Installation von Männern, die vom Himmel fallen.
Am 17. September 1944 versuchten britische, polnische Fallschirmspringer hier die Brücke einzunehmen. Auch Niederländer waren bei dieser Operation mit dabei. Wäre das Unternehmen geglückt, hätten hier die Alliierten Befreier mit schweren Waffen über den Rhein gekonnt und der Krieg wäre rascher zu Ende gewesen.
Aber um Arnheim lagen mehrere SS-Verbände mit schweren Waffen, gegen die die leicht bewaffneten Fallschirmspringer der Alliierten keine Chance hatten. Sie wurden blutig geschlagen, die Stadt dabei noch stärker zerstört.
Als wir bei dem alten Geschütz Pause machen, um uns von den Videos im Informationszentrum zu erholen, stoppt ein Mann auf einem merkwürdig umgebauten Fahrrad: er erzählt, er ist selbst ein alter Fallschirmjäger, gehört zu den Veteranen und erinnert während des Sommers zu jeder vollen Stunde an diese Schlacht um Arnheim. Und dann beginnt er zu singen und vorzutragen, was wir vorher auf Video erlebt hatten.
Das hier war einfacher, aber eindringlich. Wir reden länger miteinander und wir erzählen von unserer Reise. Er singe hier auch gegen den Krieg. Die Soldaten wären diejenigen, die traumatisiert aus den Schlachtfeldern zurückkehrten. Die Politiker verdienten und redeten doch nur über Abrüstung, aber sie unternähmen nichts. Wenn wir ihm das Bahnticket mit dem Fahrrad bezahlen und er irgendwo schlafen und essen kann, würde er seine Lieder auch in Dülmen vortragen.
Gedenktafel
Zu optimistisch das Gedicht von 1994: Die Kirche steht wieder, ihr Turm wacht über die Stadt. Die Glocken rufen im September, erinnert euch. Hört, der Frieden ist nicht mehr weit weg.
Objekt in der Eusebiuskirche: Britische, polnische und niederländische Fallschirmspringer versuchen im September 1944, die Brücke in Arnhem zu besetzen. Der Versuch scheitert blutig, SS-DIVISIONE schlagen den Angriff zurück, Arnhem muss weitere 8 Monate die Nazi-Besetzung dulden.
Der Mann singt im Sommer mit seinem Aktionsmobil jede Stunde von der Schlacht um Arnhem. Veteran, Berufssoldat, Fallschirmspringer.
Dienstag, 22. August 2017
Von Arnhem ins Kriegsmuseum am Rand der Veluwezoom hoch, dann quer durch die Vortorte nach Westervoort, bei Millingen über den Rhein und von dort wieder zurück nach Nijmegen - 59,8 km.
Das Wetter ist schön geworden, wenig Waldwege. Arnhem ist eine wunderschöne Stadt mit sehr vielen großen Parks, oft um Herrenhäuser herum. Viel Bausubstanz aus der Jugendstilzeit, ganz toll.
Aber unser Weg führt hoch in das private Kriegsmuseum. Es wird von Ehrenamtlern betreut, die durchaus politisch denken. Die Menschen sind neugierig, was wir machen und wir kommen immer wieder ins Gespräch mit denen, über die Geschichte und die gegenwärtige Politik. Wir machen immer wieder aufmerksam auf die neuen US-Depots.
Keiner wusste bisher davon. Neben Waffen, Uniformen und Militärzeugs findet man jede Menge Fotos, Flugblätter der Nazis und der Alliierten, Todesurteile und Bekanntmachungen über Hinrichtungen.
Auf dem Weg hinunter in die Stadt sehen wir ein Grabmal hinter einem Gebüsch. Hier liegen Niederländer, die von der Nazi-Wehrmacht hingerichtet wurden, weil sie 1943 einen Streik angezettelt hatten (Foto). Später finden wir auf dem Friedhof Moscowa Gräber von britischen und niederländischen Soldaten, die in den ersten Kriegstagen ums Leben kamen - viele waren knapp 20 Jahre alt. Es ist bedrückend. Dann geht es auf den Flussdeichen von Rhein und Waal mit einer kleinen Fähre nach Nijmegen.
Quer durch die Dorfkirmes
Vor dem Kriegsmuseum Arnhem
Mit der kleinen Personenfähre über den Rhein
Oberhalb Arnhem - ein Grab für Niederländer, die 1943 einen Streik versuchten. Sie wurden von Deutschen standrechtlich erschossen.
Arnhem Friedhof Moscowa, Gräber von Soldaten der Niederlande und der Royal Air Force
Mittwoch, 23. August 2017
Von Nijmegen aus über Gennep, das große Kriegsmuseum Overloon und der dortige Soldatenfriedhof über die Maasdünen nach Arcen. Die längste Etappe bisher, 86 km, bei Sonnenschein, was für Sonnenbrand sorgte.
Morgens gab es einen Schaden: meine geliebte Brille brach mitten am Steg durch, der Optiker erklärte sie sofort für tot. Neue geht erst zu Hause, also sehe ich nicht mehr so gut, was auch beim Lesen Probleme macht.
Nijmegen wurde im September 1944 von den Alliierten befreit, aber im Februar 1944 schrecklich bombardiert, mit mehr als 800 Toten, die meisten Zivilisten. Also teilt diese Stadtmitte 170.000 Einwohnern das Schicksal von Dülmen, nämlich kurz vor der Befreiung von der Nazidiktatur noch zerstört zu werden.
Nachdem wir uns aus Nijmegen herausgefummelt hatten - gerade da ist die sonst vorbildliche Beschilderung nicht so gut, geht es durch herrliche Radwege weit ab des Straßenverkehrs nach Gennep, mit der Fähre über die Maas nach Overloon, ein kleines Dorf, in dem Ende 1944 eine Schlacht tobte. Die Alliierten suchten den Weg nach Deutschland hinein, die Nazis wehrten sich mit aller Kraft. Wegen der vielen Toten dieser Schlacht wurde hier früh ein großes Museum eingerichtet, mit vielen Waffen, aber auch schönen Statuen zur Erinnerung an die, die hier starben, um Deutschland von den Nazis zu befreien.
Wir beschließen nach dem Besuch: in den nächsten Tagen genug Kriegstechnik gesehen und fahren nach Arcen weiter.
Ab jetzt mit unseren Vereins-T-Shirts
Dorfkirche Vierlingsbeeck - auch hier Tote, davon einer im KZ Buchenwald, ein andereŕ im KZ Mauthausen
Wir vor der Status, die an die Stosstruppen erinnern soll, die die Nazis zurückdrängen sollten
Museum Overloon - Denkmal für die 50.000 Holländer, die die Nazis zu Zwangsarbeitern machte
Wie überall - Kinder spielen auf Panzern
Donnerstag, 24. August 2017
Heute war die Etappe nach dem gestrigen Marathon so kurz, dass wir erstaunt waren, schon zur Mittagszeit angekommen zu sein - 47,8 km.
Unterwegs an der dicht besiedelten Gegend um Venlo vorbei, einige Umleitungen auch für Fahrräder - und dabei stehen wir mitten auch einem Feldweg vor einem zugewachsenen Gelände mit großen Metallstatuen des Künstlers Rik van Rijst, der vorne sein Atelier hat. Schöne Objekte, aber draußen eben der "Peaceful Warriors", der friedliche Krieger. Auch das eine Demonstration, dass man Frieden schaffen kann - wenn man will.
Nach mehr als 300 km auf dem Rad kommt eine erste Zwischenbilanz: wir sind auf dieser Tour, die wir erst "nur" als Fahrradurlaub in Holland geplant hatten, die dann durch die Idee, als Vertreter einer Stadt mit einem der neuen US-Waffendepots auch die Parallelen Depots in Zutendaal und Eygelshoven zu inspizieren, eine völlig andere Dynamik bekam.
Wir radelten mit einem anderen Blick durch das Land, sahen andere Dinge - solche die bedrückend waren wie die vielen unterschiedlichen Verbrechen der Nazis, die so vielen Menschen den Tod brachten, aber auch schöne und überraschende Dinge.
Wir wären vermutlich nicht in Städte wie Arnhem mit seinen vielen Jugendstilbauten und Roermond mit einer wunderschönen romanischen Kirche gefahren, hätten nicht so viele anregende Unterhaltungen gehabt.
Also politisch UND touristisch hat es sich gelohnt. Morgen Abend kommen wir in Eygelshoven an. Wir wollen dort das US-Depot in Augenschein nehmen, fotografieren und gucken, ob wir mit Menschen ins Gespräch kommen.
Wir wissen jetzt schon: selbst wenn uns das nicht gelingt, hat sich unsere Reise gelohnt und wir werden zu Hause viel zu berichten haben.
Bei Bessels
Kunst und Frieden mitten im Acker
Metallstatuen des Künstlers Rik van Rijst
Freitag, 25. August 2017
Heute Nachmittag sind wir an unserem ersten Ziel angekommen: Eygelshoven, ein Teil von Kerkrade, wo ein Paralleldepot der Amerikaner eröffnet werden soll.
Aber von Beginn: Roermond ist eine schöne Stadt mit einer schönen alten Kirche. Weil das Wetter schön war, änderten wir unsere Reiseroute und verließen die Niederlande, um an Heinsberg vorbei zum NATO-Flughafen Geilenkirchen in der Tevelener Heide zu fahren. Von hier starten AWACS-Jets auch der Luftwaffe zu Ausspähungsaktionen - denen oft genug auch Luftangriffe der NATO folgten. An einem Ende der Startbahn findet sich eine kleine Friedenskapelle - sie zeigt die Sehnsucht der Menschen nach Frieden.
Aber während wir dort weilten, startete gerade eine AWACS-Maschine, laut lärmend zu einem Kontrollflug. Uns fiel kurze Zeit später auf, wie nahe hier Deutschland, die Niederlande und Belgien zusammenliegen. Das Spionageflugzeug sahen wir über niederländischem Gebiet und über belgischem Gebiet. Wir fahren auf einem Waldweg an kilometerlangen Zäunen vorbei, gespickt mit Überwachungskameras und Elektronik. Die haben uns mit unseren T-Shirts der Friedensfreunde mit Sicherheit gut beobachtet.
Dann ein kurzes Wegstück und wir waren in EYGELSHOVEN. Natürlich führen wir schnell zum Stationierungsort - schon wieder mehr als 500m Zaun, dicht an Ortskern von Eygelshoven mit seinen 8.200 Einwohnern. Die Stadt hatte mal einen florierenden Steinkohlebergbau und kam mit der Schließung der letzten Zeche 1974 in die Krise. Das US-Depot mit mehr als 300 Soldaten der USA und der Niederlande und Zivilangestellte macht hier scheinbar niemandem Bauchschmerzen.
Aber wir wollen morgen schauen, ob wir ins Gespräch kommen. Interessant ist, dass das große Depot keine 200m Luftlinie von der deutschen Grenze entfernt ist. Dass sich Friedensaktivisten aus dem nur 11km entfernten Aachen und aus Herzogenrath scheinbar nicht für das Lager interessieren, nur weil eine Landesgrenze dazwischen ist, leuchtet uns nicht so recht ein.
Die Bahngleise mitten ins Depot
Die gleiche Garnison wie in Dülmen
Eygelshoven US-ARMY Depot, nur 100 m von der Grenze zu Deutschland
Friedenskapelle am NATO Stützpunkt Geilenkirchen - der Wunsch nach Frieden trifft ...
FFD bei der Arbeit
... die Wirklichkeit. AWACS-JET der Luftwaffe startet
Wir vor dem Eingang zum NATO -Stützpunkt Geilenkirchen
Wir vor dem Eingang zum NATO -Stützpunkt Geilenkirchen
Samstag, 26. August 2017
Samstag Mittag in Eygelshoven: Wir haben gerade eine 26 km lange Tour durch die unmittelbare Umgebung gemacht (gestern waren es von Roermond über den NATO-Flughafen Geilenkirchen nach Eygelshoven 69 km).
Es gibt einen schönen Weg entlang des Grenzflüsschens Wurm - wer kommt wohl auf die Idee, einen Fluss so zu nennen - der Deutschland und die Niederlande trennt, oder verbindet, ganz wie man will. Im kleinen Örtchen Rimburg gibt es eine kleine Brücke, auf beiden Seiten bronzene Statuen von Schildkröten, die jeweils auf die andere Seite wollen - es dauert halt lange, aufeinander zuzugehen. Aber die Brücke verbindet eben auch.
Auf der deutschen Seite ein hölzernes Monument, auf dem in deutsch, Nederlands, englisch, Türkisch, lettisch, persisch, französisch, japanisch und polnisch ein Spruch steht: wisset: die euch den Hass lehren, erlösen euch nicht!
Wahrlich eine wichtige Botschaft in der Nähe des großen Waffendepots, keine 100 Meter von der deutschen Grenze weg. Wir umrunden das Depot, fotografieren viel. Von einem alten Wasserturm - auch ein Überbleibsel des stillgelegten Steinkohlebergbaus - machen wir Luftaufnahmen. Wegen des Gegenlichts und des Dunstes nicht gut, aber es dient der Dokumentation.
Heute Abend sind wir zu einer Grillparty einer lokalen Wählergruppe eingeladen, die im Stadtrat von Kerkrade sitzt. Wir haben aus Dülmen Informationen und Fotos der Tower Barracks mitgebracht und als ein Geschenk an die Gastgeber ein T-Shirt der Friedensfreunde Dülmen. Aber wir haben auch jede Menge Fragen über das hiesige Depot.
Euregionale 2008, Grenzland Wurmtal
Diese Brücke über den Grenzfluss Wurm verbindet die Niederlande mit Deutschland. Die Städte Landgraaf und Übach-Palenberg haben diese Schildkröten an beiden Enden der Brücke in Auftrag gegeben; als Markierung eines Gegenübers, als Symbole der Dauerhaftigkeit und des Lebens, einander zugewandt, sich ewig entgegenkommend in Friedlicher und Poetischer Mission.
Der kleine Grenzfluss Wurm
Depot vom deutschen Boden aus
Depot von oben
Friedensbotschaft
Alter Wasserturm, begehbar
Text dieser Inschrift siehe oben unter dem ersten großen Bild. (m. Schildkröte)
Beim Sommerfest der lokalen Bürgerliste OnsKerkrade (unser Kerkrade)
Heute Ruhetag - wir haben 30 km in der Umgebung geradelt, dabei zigmal die Grenzen D und NL überquert, was nicht schwer ist, wenn der rechte Bürgersteig deutsch und der linke nederlands ist und umgekehrt. Abends hatte uns die lokale Bürgerliste OnsKerkrade zum Grillen eingeladen. Wir wurden offiziell begrüßt, überreichten unser T-Shirts und waren rasch in Diskussionen verwickelt. Erstes Resümee : Kontakte geknüpft, Fragen gestellt und Fragen beantwortet. Wir wollen in Verbindung bleiben. Und morgen geht es dann nach Maastricht und Zutendaal weiter.
Sonntag, 27. August 2017
Das kleine Sommerfest der lokalen Partei "OnsKerkrade", zu dem John Roland uns eingeladen hat, nachdem wir an alle möglichen Leute Mails verschickt hatten (u. A. die Stadtverwaltungen von Eygelshoven und Zutendaal, die uns bereitwillig die Kontaktdaten ihrer Abgeordneten mitteilten), war ein interessanter Abend, an dem Penelope und ich ständig in Gesprächen waren.
Die Gastgeber sind aufgeschlossen, niemand kann sich mit dem Depot recht anfreunden, aber es ist wie bei uns in Dülmen: das größte Hindernis ist die Resignation und der Kleinmut: Da kann man ja sowieso nichts machen! hören wir mehr als einmal. Andere fragen, was sie denn tun können. Wir erzählen von unseren Erfahrungen und Aktionen. Und wir vereinbaren erst einmal einen Informationsaustausch. Die Amerikaner haben hier schon seit 30 Jahren ein Depot, das Gelände sei quasi US-Territorium, die könnten da machen, was sie wollen. Zwischendurch war die US-Army weg, dafür hatte das Verteidigungsministerium der Niederlande dort seine Finanzabteilung. Nun sei die wieder in Den Haag und die Army nutze das Gelände. Einige unserer Gesprächspartner fühlen sich mit dem Depot nicht wohl, sie vermuten sogar, es seien unterirdisch noch mehr Waffen gelagert. Aber die Arbeitslosigkeit sei seit der Zechenstilllegung hoch, derzeit 16%, und dem Bürgermeister gehe es vor allem um Arbeitsplätze. Und in Brunssum, etwas nördlich, ist das NATO-Hauptquartier für Europa.
"Ja, wenn ihr in Overloon wart, müsst ihr einen Abstecher nach Margarten machen. Dort ist der zentrale Soldatenfriedhof der Amerikaner, die für die Befreiung gestorben sind." Wir hätten von diesem Friedhof, dem einzigen für US-Soldaten in den Niederlanden, nichts gewusst und wären ahnungslos vorbeigefahren. So haben wir 20 km Umweg gemacht und waren dort.
8.600 US-Soldaten sind hier gegraben (auch in Belgien gibt es weitere große Friedhöfe für amerikanische Soldaten).
Große Schautafeln berichten von den Angriffen der Westalliierten ab der Landung in der Normandie. Uns wundert nicht, dass unsere Stadt Dülmen unter einem Bombenflugzeug verborgen ist. Das war der letzte Vormarsch im Westen auf die fanatischen Nazis und viele Zivilisten bezahlten für die Verbrechen und den Krieg der Nazis mit ihrem Leben. Das riesige Gelände mit schier endlosen Reihen weißer Kreuze ist bedrückend. Namen, Truppenteil und Todestag sind vermerkt, nicht aber das Geburtsdatum - so erfahren wir nicht, wie alt oder besser wie jung die Männer waren, als sie starben.
Über Valkenburg, alte große Burganlage, stillgelegte Zechen, die besichtigt werden können mit Riesenrummel, weil es Sonntag ist, fahren wir nach Maastricht hinein. 62 km, mit kurzen und nickligen steilen Anstiegen, die uns trotz unserer E-Bikes aus der Puste bringen, aber ein tolles Wetter und eine wunderschöne alte Stadt an der Maas.
Wir verschieben unsere Fahrt nach Zutendaal auf morgen.
Graphik über den Kriegsverlauf
Erinnerungstafel an einem Haus in Maastricht
Montag, 28.08.2017
Penelope ist durch Kopfschmerzen gehandicapt, als wir von Maastricht nach Zutendaal radeln - Belgien als 3. Land unserer Tour.
Der erste Eindruck: viel mehr Zäune als in den Niederlanden, hinter den Zäunen dicke Villen. Die Landschaft ist schön, meist flach. Als wir uns Zutendaal nähern, plötzlicher Artillerielärm und MG-Feuer. Sicher kein Salut uns zu Ehren. Allein diese Geräuschkulisse hinter dichtem Gebüsch neben der Straße - wir können das Video erst zu Hause einstellen, weil es zum Senden zu groß ist - macht Unbehagen. In Zutendaal keine Gespräche, keine Anknüpfungspunkte. Und das Depot scheint unsichtbar.
Viele km alter Stacheldrahtzaun, dahinter der Schießplatz, eine Luftwaffenbasis der Belgier und die uns mittlerweile gut bekannten Grünen oder grauen Hallen. Fast hätte ich die Suche aufgegeben, da weist ein Alter US-Panzer den Weg. Kein Gatter, nur Verbotsschilder, also einfach reingefahren. Nach wenigen Metern hält ein großer SUV: hier sei militärisches Sperrgebiet, ich hätte da nichts zu suchen. Da gäbe es nicht mal ein Tor, versuche ich zu argumentieren. Der Mann bleibt unerbittlich und schickt mich weg. Er fährt mehrfach mit seinem Wagen an mir vorbei, als ich einen anderen Weg suche. Immerhin bin ich hier Ausländer. Es gibt schließlich einen Punkt, von dem aus ich durch die Bäume das Eingangstor fotografieren kann. Zutendaal bleibt für uns verschlossen.
Auf dem Weg zu neuen Entdeckungen
Mittendrin ein riesiges Miltärgelände: Luftwaffenstützpunkt, Schiessplatz und US-Depot. Wir wurden mit MG-SALVEN und Geschützdonner akustisch begrüßt.
Mittendrin ein riesiges Miltärgelände: Luftwaffenstützpunkt, Schiessplatz und US-Depot. Wir wurden mit MG-SALVEN und Geschützdonner akustisch begrüßt.
Das Depot ist schwierig zu finden
Vor Zutendaal, schönste Natur und
Kilometer Stacheldraht mitten im Wald
Für die meisten Belgier waren die US-PANZER die Befreier
Dienstag, 29.08.2017
95 km mit dem Rad, keine Wolke, Temperaturen bei 30 Grad - aber wir haben das geschafft und damit unsere persönliche Tagesbestleistung nach oben geschoben - das hätte mir vor 5 Jahren jemand prophezeien sollen!
Ich hätte den ausgelacht.
Von Maastricht aus über kleine Sträßchen, anfangs mit ordentlich Steigung nach Brunssum, weil die Freunde aus Kerkrade uns darauf aufmerksam machten, dass dort das Hauptquartier der NATO (Joint Forces Command Headquarter - JFC HQ Brunssum) liegt. Wieder ein Komplex mit Sicherheitszäunen und Zugangskontrollen, aber immerhin auf Wegweisern angekündigt. (die Depots sind eben unsichtbar und tauchen nicht auf Wegweisern auf. Von einer der Planungszentralen für den Krieg dann wieder über kleine Straßen an Geilenkirchen, Hückelhoven, Erkelenz vorbei nach Mönchengladbach, wo sich der Weg zum Bahnhof unendlich in die Länge zog. Aber wir konnten in den Zug einsteigen, der uns direkt nach Dülmen brachte, brauchten also nicht umsteigen, hatten - weil der Zug in Mönchengladbach eingesetzt wird - kein Problem, Platz für uns und unsere Räder zu finden. Später wurde es voller - morgen beginnt ja in NRW wieder die Schule.
Unsere Bilanz:
Zehn Tage unterwegs in Friedensangelegenheiten. 190 km mit der Eisenbahn, aber 640 km auf den Fahrrädern. Wie beide hätten uns das vorher kaum zugetraut - und unsere km-Berechnungen bei der Planung der Tour umfasste kein Verfahren, nicht die Umwege, damit man nicht immer an Hauptstraßen entlang radelt und einige "Extratouren", um sich die beiden US-Depots in Eygelshoven und Zutendaal so genau wie möglich anzuschauen.
Zehn Tage Radurlaub, verbunden mit Friedenspolitik. Wir haben Kriegsmuseen, Soldatenfriedhöfe, Gedenktafeln, kleine und große gesehen, oft neben Schwerpunkten des Militärs.
Wir haben gelernt, wie viele militärische Einrichtungen es im Süden der Niederlande und in Belgien in unmittelbarer Nachbarschaft zu der Aachener Region gibt. Noch bei der Rückfahrt haben wir einen kleinen Umweg nach Brunssum gemacht. Wir haben das genauso gefunden wie die Depots und den NATO-Flugplatz Geilenkirchen. Wir haben dabei gelernt. Und wir haben nette Leute von der Bürgerliste in Kerkrade kennen gelernt, mit denen wir im Austausch bleiben wollen, weil die schon am Tag nach unserem Besuch mails rüberschickten. Das ist eine lokale Wählerliste, die haben also die großen Themen eher nicht "auf dem Schirm", obwohl sie alle das Depot nicht schätzen. Die brauchen Ideen, und da können wir voneinander lernen. Ihre nächste Wahl ist am 18. März 2018 und vielleicht können sie mit Frieden punkten.
In Zutendaal haben wir bisher keinen Erfolg gehabt, auch wenn die Suche nach dem Depot lehrreich war. Da müssen wir dranbleiben. Nach einem etwas zähen Beginn befasst sich jetzt auch die Ratsfraktion der LINKEN in Herzogenrath mit dem Depot vor ihrer Haustür. Auch hier müssen wir denen erstmal Informationen über unsere Aktivitäten und Ideen schicken.
Nun hat uns erst einmal der Friedenskampf im Alltag wieder, die kleinen Dinge.
Haupteingang zum NATO - HAUPTQUARTIER in Brunssum. Hier ist auf kleinstem Raum wirklich alles zu finden.
Vor dem NATO-HAUPTARTIER in Brunssum
Pressenotiz an die lokale Bürgerliste OnsKerkrade (unser Kerkrade, eine lokale Wählerliste)
Eygelshoven ist ein Dorf im Südosten der Niederlande. Eygelshoven liegt in der Provinz Limburg und ist heute der nördlichste Stadtteil der Grenzstadt Kerkrade.
Deutsche Friedensaktivisten zu Gast in Eygelshoven
von Michael Stiels Glenn
Frau Dr. Penelope Glenn und Dr. Michael Stiels-Glenn-Glenn waren von Freitag bis Sonntag in Eygelshoven, um mehr über das dortige neue Waffendepot van den Amerikaanse leger zu erfahren. Sie sind mit dem Fahrrädern um das Depot herum gefahren haben alles von außen fotografiert. Sie hatten alle Parteien im Stadtrat informiert, OnsKerkrade hat Allen geantwortet und hat das Paar zum jährlichen BBQ von OnsKerkrade eingeladen. OnsKerkrade hat die deutschen Gäste herzlich empfangen und es gab mit vielen der Anwesenden interessante Gespräche über das Waffenlager in Eygelshoven, das dem Depot in Dülmen sehr ähnlich ist. Die Friedensfreunde Dülmen und OnsKerkrade haben vereinbart, sich gegenseitig über die weiteren Entwicklungen zu informieren. Die Dülmener Friedensfreunde würden sich freuen, wenn sich auch andere Parteien aus Kerkrade in eine Zusammenarbeit über Grenzen hinweg einschalten.
Beim Sommerfest der lokalen Bürgerliste OnsKerkrade (unser Kerkrade, eine lokale Wählerliste)
Kartenmaterial
Unser Suchgebiet
16 km NW von Maastricht die Luftwaffnbasis und das Depot Zutendaal in Belgien
Dicht dabei NATO - HAUPTQUARTIER Brunssum
4 Militärzentren im Umkreis von ca 50 km
An der Grenze die Luftwaffnbasis Geilenkirchen für AWACS-JETs
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